Die Insel Schwanau

Die Schwanau im Frühling. Von oberhalb der Chlostermatt fotografiert.

Auf dem Lauerzer Gemeindegebiet befindet sich eine der schönsten Inselburgen der Schweiz. Unzweifelhaft hat die Schwanau dank ihrer Lage einen romantischen Charme, den sie nur mit wenigen anderen Inseln der Schweiz teilen muss. Heute beeindruckt die Schwanau die Besucher mit der mittelalterlichen Burg, der Kapelle und dem Gasthaus im Schwyzer Bauernhausstil.
Sowohl die grosse, als auch die kleine Insel bestehen aus Schrattenkalk, der stark zerklüftet ist. Besonders auf der kleinen Insel ist das Gestein teilweise erzhaltig. Der Name der Insel hat vermutlich nichts mit den Schwänen zu tun. Swandow ist der älteste Namensbeleg für die Insel und bezeichnet eine geschwendete, das heisst gerodete, Au.1Viktor Weibel, Namenbuch, Band 1, S. 129 Au ist ein Gebiet mit Wasseranstoss und kommt häufig als Namensteil von Inseln vor (z.B. Ufenau, Lützelau, Reichenau etc.).

Die Schwanau und ihre Geschichte gibt bis heute Rätsel auf. Was sich im Mittelalter und davor auf der Insel ereignete, ist uns leider nur in Bruchstücken überliefert. Die bisher wertvollsten Hinweise lieferte eine archäologische Ausgrabung im Jahr 1960, als die Insel detailliert untersucht wurde. Aber auch diese konnte wichtige Fragen, wie etwa den Zeitraum und die Umstände beim Verlassen der Burg, nicht abschliessend beantworten. Auch über die Bedeutung der Insel in vormittelalterlicher und urgeschichtlicher Zeit ist sehr wenig bekannt. An Hand der Ergebnisse der Ausgrabung von 1960 und den vorhandenen schriftlichen Quellen, soll trotzdem versucht werden, die Geschichte soweit als möglich wiederzugeben.

Die Schwanau in urgeschichtlicher Zeit

Die erste Begehung der Insel Schwanau reicht mindestens bis in die Bronzezeit (ca. 1200 v. Chr.)2Wernerkarl Kälin, Die Insel und Burg Schwanau, Schwyzer Hefte 18 (1980), S. 11 zurück. Während den genannten Grabungsarbeiten in den Jahren 1959/60 wurden wenige Fragmente von prähistorischer Keramik gefunden.3Hugo Schneider, Böse Türnli, 1984, S. 137 Sie lagen in der untersten Bodenschicht, unmittelbar über dem schrattigen Kalkfelsen.4Hugo Schneider, Nachrichten, in ZAK, Band 20 (1960), Heft 4, S. 233 Die Magerungen einzelner Scherben5Funde DB Schwanau, Schweizerisches Landesmuseum, Inventarnummer LM-84419.2-17, sowie eine plastische Leistenzier, finden sich in dieser Art oft bei Keramik aus der späten Jungsteinzeit (Horgenzeit).6Archeolog, Objektliste Schwanau, Staatsarchiv Schwyz Ebenfalls wurde im nordwestlichen Teil der Anlage ein Graben freigelegt, der aus urgeschichtlicher Zeit stammen könnte.7Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 137 Zu welchen Zwecken dieser Graben gedient haben könnte, wissen wir nicht. Dass Inseln in früherer Zeit bevorzugt von Menschen aufgesucht wurden, ist beispielsweise von den Inseln Ufenau und Lützelau in Ausserschwyz bekannt. Auf Inseln befanden sich oftmals auch religiöse Kultstätten. Auf der Ufenau ist zum Beispiel ein gallorömischer Tempel belegt. Könnten auch die urgeschichtlichen Funde auf der Schwanau mit einem solchen Kultort in Zusammenhang stehen?

Auf der Insel Schwanau wurde vor Mitte des 19. Jahrhunderts mindestens eine Münze gefunden, die aus Lyon stammte, aus Mittelbronze geprägt war und den römischen Kaiser Tiberius (14-37 n. Chr.) abbildete.8STASZ: SG.CIX.50.4.10.2, sowie P. Emanuel Scherer, Die vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Altertümer der Urschweiz, in Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich, Band 27 (1924), S. 218 (30) Nach Felix Donat Kyd (1793-1869) sollen weitere römische Münzen durch einen Fischer namens Abury gefunden worden sein.9Martin Trachsel, Die Zeit der Römer, in Geschichte SZ, Band 1, S. 113. Dieser Fund konnte bis heute nicht überprüft werden.

Die Schwanau und angrenzende Verkehrswege

Die Lage der Festung inmitten des Lauerzersees wirft die Frage auf, weshalb ausgerechnet auf der Schwanau eine Burg errichtet wurde. Abgesehen davon, dass geschützte Insellagen seit jeher begehrt waren, können uns die Verkehrswege im Schwyzer Talkessel eine Antwort geben. Im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz wird dem Weg von Schindellegi-Rothenthurm-Seewen-Brunnen10IVS, Strecke SZ 2, Seite 1, sowie der Route Arth-Goldau-Lauerz-Brunnen11IVS, Strecke SZ 5, Seite 1 eine wichtige Bedeutung zugemessen. Beide Routen waren Teil der wichtigen Verbindung vom Mittelland und Zürich nach dem Gotthard. Die Insel Schwanau lag also an einer verkehrstechnisch bedeutsamen Stelle, da in ihrer unmittelbarer Nähe die beiden Routen zusammen liefen. Noch weiter in der Geschichte zurück liegend, in urgeschichtlicher Zeit, war der Lauerzersee vermutlich der Seeweren entlang  mit dem Vierwaldstättersee verbunden.12Jakob Gasser, 200 Millionen Jahre Erdgeschichte, in Geologie und Geotope, S. 77, Abb. 3.30 Damalige Menschen hatten somit Anschluss an das Gotthardgebiet und das Mittelland. Die prähistorischen Funde von der Schwanau belegen, dass die Insel in urgeschichtlicher Zeit von Menschen aufgesucht wurde. Im Mittelalter wird die Insel auf Grund ihrer Lage an den oben genannten Verkehrsrouten als Stützpunkt für einen adligen Landesherren wichtig gewesen sein.
Es ist aus diesem Grund nicht auszuschliessen, dass sich zum Beispiel am gegenüberliegenden Ufer der Insel eine Zollstätte befand, wie das der Schwyzer Pfarrer Thomas Fassbind um 1800 in seiner Religionsgeschichte angenommen hatte.13Martin Ochsner, Schwyz und der Verkehr über den St. Gotthard, in Mitteilungen, Heft 36 (1929), S. 48 Nicht minder wichtig war vermutlich die Bedeutung der Burg als Repräsentationsbau. Sie war sichtbares Zeichen, dass ein Landesherr hier ein Gebiet, möglicherweise das Arthertal oder sogar den Schwyzer Talkessel, beanspruchte.

Die bauliche Datierung der Burg

Saubere Kantenschläge an der Mauer des Turms. Blick Richtung Lauerz.

Gemäss Hugo Schneider (1916-1990), der die archäologische Ausgrabung im Jahr 1960 leitete und dokumentierte, dürfte die Erbauung der Burg kurz vor dem Jahr 1200 erfolgt sein.14Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 137 Schneider führt für diese Annahme die Art der Mauerung und den Kantenschlag an den Eckverbände des Turmes an, die sich auch an anderen Wehranlagen der Zentral- und Ostschweiz aus dieser Zeit finden liessen.

Der Burgenforscher Daniel Reicke geht hingegen davon aus, dass die Burg erst um die Hälfte bis gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, da grosse Ähnlichkeiten mit dem um 1240 datierten kyburgischen Turm in Richensee und dem um 1254 begonnen Turm in Moosburg bestehen.15Daniel Reicke, Flüejen, S. 69 Der Baubeginn der Burganlage, sei er nun kurz vor dem Jahr 1200 oder um 1240, könnte zeitlich zur Eröffnung der Schöllenschlucht passen, womit die Gotthardroute bekanntlich eine grössere Bedeutung erlangte. Die Erschliessung dieses wichtigen Verkehrswegs für den Handel und das Militär war für den adligen Erbauer der Schwanau wohl ebenfalls ein wichtiger Faktor zum Bau der Burganlage.

Die Erbauung der Burg

Rekonstruktionsversuch der ehemaligen Burg Schwanau. Gut zu erkennen sind das Tor, der hölzerne Aufbau des Turms, der steinerne Palas und das Pförtchen in der Nordmauer. Foto: 1291 – Die Geschichte, Silva-Verlag, Zürich, 1990

Die Mauersteine der Schwanau, vornehmlich Findlinge, wurden mit grosser Wahrscheinlichkeit aus dem Gebiet Weidstein-Flüeliboden-Chlostermatt auf die Insel geschafft. Nebst der kurzen Transportstrecke sprechen für diese These auch die Gesteinsarten (viel Gneis, Granit), die vom Reussgletscher antransportiert und in grosser Zahl in diesem Gebiet abgelagert wurden. Ob die Erbauung der Burg nur im Winter, bei zugefrorenem See, erfolgte16Hugo Schneider, Ausgrabungen Schwanau, S. 20, darf hinterfragt werden, denn erstens fiel die Erbauung in die mittelalterliche Warmzeit, was die Eisbildung im See erschwerte, zweitens gab es keine Garantie, dass das Eis genügend stark gefroren war, um über eine Tonne schwere Blöcke17Ebd. zu transportieren und drittens hätte sich die Fertigstellung stark in die Länge gezogen, wenn der Transport des Materials nur bei Tiefsttemperaturen hätte stattfinden können. Zum Transport der Steine über den See könnten starke Flösse gedient haben.

Beschrieb der Burganlage18Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 129ff. Die nachfolgenden Ausführungen wurden an Hand des Grabungsberichts von Hugo Schneider zusammengefasst.

Grundriss der Schwanau nach der Ausgrabung 1960. Quelle: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, Band 33 (1960)

Die einstige Burganlage ist heute nur noch unvollständig erhalten. Der Turm misst ca. 10 Meter im Quadrat und ist heute an der höchste Stelle ca. 9 Meter hoch. Früher dürfte er etwa 5 Meter19Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 141, Anm. 3. Dr. Robert Durrer schreibt am 27.10.1903 in einem Brief an die Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler: «Der Turm wurde vor etwa 40 Jahren um etwa 5 Meter abgetragen und mit dem betreffenden Material der Innernraum völlig ausgefüllt». höher gewesen sein und einen hölzernen Aufbau besessen haben20Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 133, . Die oberen Geschosse hat man 1850 abgetragen und den Turm damit aufgefüllt.21Linus Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Band. 2, Schwyz II. (1930), S. 346 Eine nach aussen verjüngte Scharte befindet sich, von unten kaum sichtbar, an der Nordseite des Turmes. Sie könnte als Lichtschacht oder gar für einen knienden Armbrust- oder Bogenschützen genutzt worden sein, der so den Toreingang sichern konnte. Auf der Nordseite war nämlich auch das schmale Eingangstor eingebaut, welches vermutlich mit einem Fallgatter versehen war. Der heutige Fussweg vom Gasthaus zur Burg führt direkt durch das ehemalige Tor.

In der Bildmitte: Licht- oder Schiessscharte auf der Nordseite des Turmes.

Knappe 20 cm Oberkant der genannten Scharte befinden sich in die Mauern eingelassen je sechs Balkenlöcher in den Ost- und Westmauern des Turms. Die vorgesehenen Balken trugen eine hölzerne Etage, mittels welcher man zur Scharte, welche einen Stock tiefer lag, gelangte. In den vier Ecken des Turminnern konnten pro Ecke je ein ausgemörteltes Pfostenloch festgestellt werden. Vielleicht waren sie während dem Bau des Turms für einen hölzernen Baukran vorgesehen. Diese Pfosten trugen später vermutlich jene Etage, auf der sich die Scharte in Richtung Eingangstor befand. Unterhalb dieser letzten Etage für die Scharte, also ganze 6 Meter über dem Bodenniveau, befanden sich keine Stockwerke mehr. Möglicherweise diente dieser Raum als Verlies, ähnlich dem Luzerner Wasserturm. Der Oberteil des Turmes, der heute nicht mehr sichtbar ist, war vermutlich aus Holz und aus der Mauer vorkragend. Der Turm diente vornehmlich zur Verteidigung und nicht zur Bewohnung. Der Turmeingang ist heute nicht mehr sichtbar, war aber vermutlich über die südliche Festungsmauer erreichbar.

Blick auf den Innenhof und die Mauerreste des dahinter liegenden Palas (=Wohntrakt). Rechts im Bild, mit Efeu überwachsen, ist die starke Südmauer zu erkennen.

Wenn wir im inneren des Burghofes stehen, befindet sich in Richtung Mythen (=Osten) der trapezförmige Palas, der durch vier Mauern eingefasst ist. Er wird als Wohntrakt gedient haben. Kurz vor dem Eingang zum Palas befindet sich in der Nordmauer ein etwa 1 Meter breiter Einschnitt. Dieses Pförtchen könnte zur Beschaffung von lebensnotwendigem Trinkwasser aus dem See gedient haben. Eine Zisterne konnte nämlich auf der Schwanau bis heute nicht nachgewiesen werden.

Gegenstände welche in den Bodenschichten des Palas gefunden wurden: Quelle: Schweizerisches Nationalmuseum, LM-84520.2

Zum Palas ist folgendes zu sagen: Dieses Wohngebäude war auf die drei Aussenmauern aufgesetzt und wird einige Meter höher gewesen sein, als die Aussenmauer. Auf einen höheren Bau weisen Fundamentverstärkungen in der Nordost- und Südostecke hin. Auch die hofseitige Quermauer von 1.9 Metern Dicke lässt ein höheres Gebäude vermuten. Das Gebäude kann als Wohntrakt angesprochen werden, da in diesem Bereich viele archäologischen Kleinfunde gemacht wurden, unter anderem eine Ofenkeramik (Röhrenkacheln), aber auch eine Zange, Hufeisen, Glöcklein, zwei Armbrustbolzen und vier Pfeileisen.22Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 141, Anm. 1 Die im Innern des Palas gefundenen Ziegelfragemente belegen, dass der Palas einst mit halbrunden Ziegeln eingedeckt war.23Hugo Schneider, ZAK, Band 20 (1960), Heft 4, S. 233

Die Aussenmauer misst auf der Südseite 32 Meter in der Länge und ist mit 2.0 – 2.8 Metern bedeutend stärker, als auf der Nordseite, wo sie nur noch 1.2 Meter stark ist.24Die Nordmauer wurde vermutlich durch die Flutwelle des Bergsturzes eingedrückt. Siehe Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 135 Die bedeutend stärkere Mauerdicke auf der Südseite weist darauf hin, dass von dort ein möglicher Angriff erwartet wurde. Von der Nordseite, die mehr oder weniger durch den See geschützt wurde, war mit einem Angriff mit Fernwaffen weniger zu rechnen. Die Südseite, die nur ca. 200 Meter vom Festland getrennt ist, konnte hingegen von einem Feind besser mit Belagerungswaffen bzw. mit Booten erreicht werden.

Besitzverhältnisse im Mittelalter

Die mittelalterlichen Besitzverhältnisse der Schwanau sind in den historischen Quellen nicht auffindbar. Wir wissen also nicht mit absoluter Sicherheit, wem die Insel gehörte, wer die Burg erbaut und bewohnt hat. Eher unwahrscheinlich ist, dass das Kloster Murbach (im Elsass) Besitzerin der Schwanau war, wie das noch bei Ägidius Tschudi, Carl Zay und Thomas Fassbind erzählt wird. Dass die Burg von einem Adelsgeschlecht erbaut wurde, scheint offensichtlich.
Wenn wir dem Burgenforscher Daniel Reicke folgen, dürfte die Burg kurz vor oder in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut worden sein.25Daniel Reicke, flüejen, S. 69 Als «Burgenbauer» in unserer Region kommen zu dieser Zeit vor allem die Kyburger in Frage. Folgen wir der Datierung von Reicke dürfte der Erbauer Graf Hartmann IV. von Kyburg gewesen sein.26Andreas Meyerhans, Arth, S. 66 Der Bauherr hat jedenfalls keinen Aufwand gescheut, um die Burg zu errichten. Sie war nämlich eine der grössten Burgen in den vier Waldstätten.27Werner Meyer, Burgenbau und landesherrliche Territorialbildung, in Böse Türnli, S. 191 Es darf davon ausgegangen werden, dass Lehensleute eines Landesherrn auf der Burg ihren Sitz hatten.

Nach dem Ableben der letzten beiden kyburgischen Grafen Hartmann IV. und Hartmann V. in den Jahren 1263 und 1264 könnte die Insel im Jahr 1273 durch Heirat an die Habsburger Hauptlinie übergegangen sein.28Andreas Meyerhans, Arth, S. 87 Allerdings wird im Habsburger Urbar, dem wichtigsten Dokument von habsburgischen Besitzungen um das Jahr 1306, weder die Insel, noch die Burg Schwanau erwähnt.29HU, Band I, S. 212 / 213 Hingegen werden darin andere verlassene Burgplätze30Wener Meyer, Siedlung und Alltag, in Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Band 2, S. 266 jeweils genannt. Der Historiker Wilhelm Oechsli (1851–1919) hatte vermutet, dass ein Werd, welches im Habsburger Urbar unter Steinen genannt wird, die Schwanau sein könnte.31Wilhelm Oechsli, Anfänge, Regest Nr. 457 (S. 147*) Werd ist Mittelhochdeutsch und konnte eine Insel, aber auch eine Landzunge oder Halbinsel bezeichnen.32Köbler, Gerhard, Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3. A. 2014. Abgerufen unter https://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd_w.html am 23.01.2021 Bei der Vermutung von Oechsli stellt sich aber die Frage, weshalb der Schreiber des Urbars die Burg auf diesem Werd nicht hätte erwähnen sollen? Sie wäre ja, selbst als Ruine, für die Habsburger wichtiger gewesen als die von Kalkfelsen verschrattete Insel. Mit der Annahme, dass die Schwanau im Habsburger Urbar nicht aufgeführt wurde, ergeben sich mehr Fragen, als Antworten: Ging die Insel überhaupt jemals in habsburgische Hände über? Falls ja, wurde sie vor Aufzeichnung des Habsburger Urbars um 1306 veräussert oder wollte gar der Schreiber des Urbars die Burg bewusst nicht erwähnen?

Das “Ende” der Burg Schwanau

Vorneweg muss man konstatieren, dass bis heute ein genaues Datum für das Ende der Burg Schwanau nicht belegt ist. Es gibt allerdings drei verschiedene Thesen, wonach die Burg entweder in der Mitte des 13. Jahrhunderts, im Jahr 1291 oder im Jahr 1315 verlassen bzw. zerstört wurde.

1. These: Mitte des 13. Jahrhunderts

Dafür spricht, dass die Schwanau im Habsburger Urbar um das Jahr 1306 nicht erwähnt wird, aber auch die bisherige Datierung der ausgegrabenen Fundgegenstände. Der Ausgrabungsleiter von 1960, Hugo Schneider, verwies darauf, dass die Kleinfunde nicht über die Mitte des 13. Jahrhunderts hinausreichen.33Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 138 Er fügte jedoch an, dass «ohne weiteres auch ein späterer Abgang, zu Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts, angenommen werden»34Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 141, Anm. 13 könne. Der Burgenforscher Werner Meyer berichtete 1977, dass die jüngsten Funde aus dem beginnenden 14. Jahrhundert stammen.35Werner Meyer, Burgenbuch, S. 109 In späteren Publikationen ging auch er von einem Verlassen der Burg Schwanau um Mitte des 13. Jahrhunderts aus.36Werner Meyer, Die Eidgenossen als Burgenbrecher, in Geschichtsfreund, Band 145 (1992), S. 84 Der Burgenforscher Daniel Reicke geht handkehrum von einer Erbauung der Burg kurz vor oder Mitte des 13. Jahrhunderts aus (s. oben). Dies widerspricht der These Meyers, der ein Verlassen der Burg während demselben Zeitraum angenommen hatte. Eine genauere Datierung bzw. Einordnung der einzelnen Fundgegenstände wäre, soweit nicht bereits geschehen, eine zusätzliche Hilfe, um den ungefähren Auflassungszeitpunkt der Burg Schwanau zu ermitteln und das “Ende” der Burg in einen geschichtlichen Kontext einbetten zu können.
Ein Verlassen der Burg in der Mitte des 13. Jahrhunderts würde bedeuten, dass Habsburg-Österreich noch nicht in deren Besitz gelangt wäre. Als örtliche Landesherren in dieser Zeit kämen wohl die Kyburger oder die Habsburg-Laufenburger in Frage.
In die Zeit von 1239 – 1250 fällt die Auseinandersetzung von Kaiser Friedrich II mit dem Papst. In Schwyz und Obwalden kam es vermutlich in den Jahren 1239/1240 zu einem ersten Aufstand gegen die papsttreuen Kräfte in der Region.37Bruno Meyer, Ältesten eidgenössischen Bünde, S. 12 und 23 Die Schwyzer standen auf der Seite des Kaisers, der ihnen im Jahre 1240 eine gewisse Reichsunmittelbarkeit zubilligte. In diesem Konflik zwischen Friedrich II. und dem Papst wechselten die Kyburger spätestens ab dem Jahr 1243 ins päpstliche Lager.38Roger Sablonier, Kyburgische Herrschaftsbildung , in Grafen von Kyburg, S. 41 Auch die Habsburg-Laufenburger standen treu zum Papst. Am 28. August 1247 bedrohte Papst Innozenz IV. die Schwyzer und Obwaldner wegen ihrer Kaisertreue mit Kirchenbann und Interdikt.39Acta pontificum helvetica, Band 1, Nr. 395 (S. 243) Sie hatten sich gegen ihren papsttreuen Landesherrn, Graf Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg, aufgelehnt. Dies weist auf einen ernst zu nehmenden Konflikt zwischen den Waldstätten und Habsburg-Laufenburg hin.
Aus diesen Gründen ist es gut möglich, dass die Schwyzer bereits Mitte des 13. Jahrhundert das Ziel hatten, sich der grundherrlichen Herrschaft (sowohl der kyburgischen, wie der habsburgischen) zu entledigen und deren Herrschaftssitze in der Region angriffen.

Auch die vor dem Jahr 1421 abgefasste Berner-Chronik des Konrad Justinger gibt den Hinweis, dass nicht nur die beiden Linien Habsburg-Österreich und Habsburg-Laufenburg zeitweise Gegner der Waldstätten waren, sondern auch die Kyburger:

“Vor alten, langen Ziten, vorhin eh daß Bern wurde angefangen, hatten groß Krieg in dry Waldstädte, Ure, Switz und Unterwalden, des ersten mit der Herrschaft von Kyburg, darnach mit den Herren von Habsburg, und am letsten mit der Herrschaft von Oesterich, und war der Kriegen Ursprung, als die von Switz und Unterwalden zugehören sollten (als man seit) einer Herrschaft von Habsburg, und Ure an das Gotshus zu Frowen-Münster zu Zürich.”40Emanuel Stierlin, Justinger, S. 61

2. These: Im Jahr 1291

Bereits im 20. Jahrhundert haben Historiker versucht, das “Ende” der Schwanau durch die quellenkritische Methode zu ermitteln. Am bedeutendsten hierin war wohl Karl Meyer (1885-1950), der in seinem Buch «Die Urschweizer Befreiungstradition» auch kurz auf die Schwanau einging. Er tat dies vorrangig an Hand des Kapitels über die Schwyzer im Werk «De nobilitate et rusticitate dialogus» von Felix Hemmerli, einem pro-österreichischen Chronisten während des Alten Zürichkrieges. In diesem um 145041Karl Meyer, Befreiungstradition, S. 41 entstandenen Text schilderte Hemmerli, wie die Schwyzer aus Rache den Schwanauer Vogt töten und die Burg zerstören (s. ganze Erzählung unten). Dass der habsburgfreundliche Hemmerli die Erzählung in allen Teilen frei erfunden hat, ist nach Karl Meyer sehr unwahrscheinlich. Meyer ging davon aus, dass Hemmerli sich bei seiner Schwanauer Erzählung nicht auf Hörensagen, sondern auf österreichische Quellen abstützte.42Karl Meyer, Befreiungstradition, S. 50/51 Hemmerli fokussierte sich gemäss Meyer auf die publizistische Verteidigung der Habsburger Hauptlinie und schöpfte aus deren Quellen. Der Chronist bemühte sich deshalb, die Aufstände der Eidgenossen, insbesondere der Schwyzer, als rechtswidrig hinzustellen und damit das rechtliche Fundament der Eidgenossenschaft als Ganzes in Frage zu stellen. Insbesondere kam Hemmerli dabei der Angriff auf die Schwanau gelegen, da hier die Schwyzer einen schweren Rechtsbruch begingen, als sie diese Burg auf habsburgischem Territorium angriffen. Durch seine quellenkritische Methode kam Meyer zum Schluss, dass sich der Burgenbruch der Schwanau im Jahr 1291 abgespielt haben könnte.43Karl Meyer, Befreiungstradition, S. 59 Jedenfalls deuten der Bundesbrief vom August 1291 und das militärische Bündnis zwischen Schwyz, Uri und Zürich im Oktober 1291 in diese Richtung. Auch gemäss dem Historiker Jean-Daniel Morerod weist eine Urkunde aus dem Jahr 1293, die von einer vorangegangenen Sperrung des Gotthard-Warenverkehrs durch die Habsburger berichtet, sowie eine starke Zunahme des Warenverkehrs über die Walliser Pässe während den Jahren 1291-1293, darauf hin, dass sich in diesen Jahren in der Innerschweiz eine anti-habsburgische Koalition gebildet hatte.44Jean-Daniel Morerod, Aus dem Schattendasein ins Licht – eine bis anhin wenig beachtete Urkunde aus der eidgenössischen «Frühgeschichte», in Geschichtsfreund, Band 171, 2018, S. 111 Letztendlich ist aber eine Zerstörung der Burg im Jahr 1291 schwer beweisbar, da hierfür keine eindeutigen Indizien vorliegen.

3. These: Im Jahr 1315

Bruno Meyer (1911-1991), Historiker und Schüler von Karl Meyer, nahm ebenfalls auf Grund seiner quellekritischen Herangehensweise an, dass der Burgenbruch in der Innerschweiz tatsächlich stattgefunden hatte.45Bruno Meyer, Die Entstehung der Eidgenossenschaft, der Stand der heutigen Anschauungen, in Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Band 2, Heft 2 (1952), S. 193 Anders als sein gleichnamiger Mentor Karl Meyer, schloss Bruno Meyer allerdings das Jahr 1291 für einen Burgenbruch aus, da eine gewaltsame Auseinandersetzung mit Habsburg zu dieser Zeit gefehlt habe. Hingegen spreche der Bundesbrief von 1315 in einem mehr kämpferischen Geist, als jener von 1291, was auf eine Zeit der Auseinandersetzung mit Habsburg hindeute. Grundsätzlich komme für einen Burgenbruch nur eine Zeit in Frage, in der entweder die landesherrliche Herrschaft Habsburgs schwach war oder bereits ein kriegerischer Konflikt mir ihr bestand. Anders hätten es die Leute der Wäldstätten nicht wagen können, die Burgen anzugreifen. Meyer verlegt den Burgenbruch deshalb ins Jahr 1315, also ins Jahr der Schlacht von Morgarten, als es tatsächlich zu einem Krieg mit Habsburg kam.46Ebd. S. 198 Die Mitte des 13. Jahrhunderts komme gemäss Meyer für die Zerstörung der Burgen nicht in Frage, da ansonsten die Burgen während der habsburgischen Herrschaft wieder aufgebaut worden wären.
Die Gedankengänge Bruno Meyers sind nachvollziehbar und einleuchtend. Allerdings stellt sich bei dieser These die Frage, weshalb die Schwanau mit keinem Wort im Habsburgischen Urbar um das Jahr 1306 erwähnt wurde. Bei einem Bruch der habsburgischen Burgen im Jahr 1315  hätte die Schwanau im österreichischen Urbar einige Jahre zuvor auftauchen müssen.

Deutung der Fundgegenstände und Brandspuren

Für eine Burganlage sind die Fundgegenstände aus dem Mittelalter nicht sehr zahlreich. Dies könnte auf eine Plünderung hindeuten. Der Archäologe Werner Meyer hielt es auch für möglich, dass man die Burgbewohner vertrieben oder erschlagen hat und anschliessend die Inneneinrichtung der Burg demolierte. Dies hätte in den Ausgrabungsbefunden keine Spuren hinterlassen.47Werner Meyer , Burgenbuch, S. 110 Auch ein Anzünden der Burg liegt auf Grund der Brandspuren im Bereich des Möglichen.48Werner Meyer, Die Eidgenossen als Burgenbrecher, in Geschichtsfreund, Band 145 (1992), S. 88 Im Turminnern wurde nämlich unter dem heute bestehenden Terrain eine durchgehende Brandschicht gefunden. Auch beim Wohngebäude (Palas) und längs der südlichen Ringmauer fanden sich Brandschichten. 49Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 138 Obwohl es wahrscheinlich ist, dass diese Brandschichten im Zusammenhang mit einem Angriff auf die Burg stehen, gibt es keine Datierung dieses Ereignisses. Eine Radiokarbonmethode könnte heute, anderes als bei der Ausgrabung im Jahr 1960, Klarheit über den Zeitraum des Brandes schaffen.

Deutung des Burgenbruchs der Schwanau

Sowohl eidgenössische Quellen wie das Weisse Buch von Sarnen, als auch habsburgische Chronisten wie Felix Hemmerli berichten von einem Burgenbruch. Zwischen ihren Berichten und einem möglichen Zeitraum für den Burgenbruch liegen 140 – 200 Jahre. In der damaligen Gesellschaft muss der mündlichen Überlieferung ein hoher Stellenwert zugekommen sein, zumal die wenigsten Menschen lesen und schreiben konnten. Im besten Fall hätte die Geschichte vom Burgenbruch von drei bis vier Generationen weiter erzählt werden müssen, um im 15. Jahrhundert aufgeschrieben zu werden. Freilich kann es dabei passiert sein, dass die zeitliche Einordnung, chronologische Abfolge und gewisse Details des Burgenbruchs verwechselt oder vergessen wurden, aber das Ereignis des Burgenbruchs selbst musste doch einen starken Eindruck auf die damaligen Menschen gemacht haben und dürfte daher im Kern wahrheitsgetreu weitererzählt worden sein. Eine blanke Erfindung des Burgenbruchs ist eher unwahrscheinlich. Die berechtigten Fragen sind jedoch, welche Burgen der Innerschweiz hiervon betroffen waren und ob gewisse Burgen auch ohne Kampfhandlungen in die Hände der Eidgenossen übergingen. Im Fall der Schwanau spricht jedenfalls einiges dafür, dass ein Burgenbruch stattgefunden hatte. Nebst der vom Habsburg-freundlichen Hemmerli um 1450 aufgeschriebenen Erzählung vom Schwanauer Vogt deuten auch die geringe Anzahl Fundgegenstände und die Brandspuren in diese Richtung. Die Frage, wann dieser Burgenbruch der Schwanau stattgefunden hat, ist damit natürlich nicht beantwortet. Darauf eine eindeutige Antwort zu finden, ist an Hand der heute vorliegenden Erkenntnisse unmöglich und daher muss eine Antwort auf diese Frage vorläufig ausbleiben.
Gewissheit über das zeitliche “Ende” der Burg Schwanau wäre meines Erachtens ein Schlüssel, um die Entstehung des Landes Schwyz im 13. und frühen 14. Jahrhundert besser verstehen zu können.

Die Schwanau in den ersten Chroniken

Den ältesten Bericht über die Schwanau gibt uns das Weisse Buch von Sarnen. Mittels Quellenkritik kam der Historiker Bruno Meyer (1911 – 1991) zum Schluss, dass dieses Buch auf einem Original basiert, das  zwischen 1417 und 1427 von einem Schreiber aus Obwalden verfasst wurde.50Bruno Meyer, Weisses Buch, S. 171 Im Weissen Buch ist von der Zerstörung der Burg Schwanau durch die Eidgenossen wie folgt die Rede:

Nach dem Tod Gesslers da wurde die Stauffachergesellschaft so mächtig, dass sie anfingen den Herren die Hüser zu brechen. Bevor sie das jeweils taten, fuhren sie zum Beraten in die Alp Treichi (südlich Stanserhorn). Da wo böse Türmli waren, da brachen sie sie und fingen zu Uri am ersten an die Hüser zu brechen. Auf einem Büehl bei Amsteg hat der Herr (=Gessler) einen Turm angefangen, den wollte er Zwing Uri nennen. Diesen und andere Hüser brachen sie. Danach Swandow (=Schwanau) und etliche zu Schwyz und etliche zu Stans und mit Namen das auf dem Rotzberg, das wurde nachher durch eine Jungfrau eingenommen.51Origrinaltext in Mittelhochdeutsch siehe QW, Abt. 3, Band 1, S. 19 (449). Der mittelhochdeutsche Text wurde vom Verfasser abgeändert und in neues Deutsch mit schweizerdeutscher Färbung übertragen

In einem vorherigen Abschnitt erwähnt das Weisse Bauch auch den Mädchenraub, jedoch in einem allgemeinen Kontext und nicht spezifisch auf die Schwanau bezogen:

“Die neuen Vögte bauten Burgen, um von Ihnen aus die Länder als Eigenleute beherrschen zu können. So zwangen sie die Leute, taten ihnen viel zu leid und wo einer eine schöne Frau oder Tochter hatte, holten sie sie und behielten sie auf ihren Schlössern, so lange sie wollten. Wenn jemand etwas dagegen sagte, nahmen sie ihn gefangen, büssten ihn und nahmen ihm Hab und Gut.”52Bruno Meyer, Das Weisse Buch von Sarnen. Wortlaut und Übersetzung des Chroniktextes. Herausgegeben vom Regierungsrat des Kantons Obwalden. Sarnen (1984), S. 35

Das Weisse Buch schildert auch, welchen Weg Tell vom Axenstein zur Hohlen Gasse gelaufen ist:

“Dann lief er (=Tell) so schnell er konnte durch Schwyz und auf der Schattenseite dem Berg entlang bis zur Hohlen Gassen bei Küssnacht, wo er vor dem Vogt ankam und wartete. Als dieser daher geritten kam, stand er hinter einen Strauch, spannte die Armbrust, schoss einen Pfeil auf ihn und lief dann zurück über die Berge nach Uri.”53Bruno Meyer, Das Weisse Buch von Sarnen. Wortlaut und Übersetzung des Chroniktextes. Herausgegeben vom Regierungsrat des Kantons Obwalden. Sarnen 1984. S. 46. Abgerufen unter: https://www.ow.ch/dl.php/de/5409b89275813/Text_und_Uebersetzung_Chronik_Weisses_Buch.PDF,

Im Originalwortlaut heisst es: “nd luf dür Switz hinn schattenhalb dür die berg vs vntz gan Küsnach in die Holen Gass”. Mit Schwyz war hier nicht das Dorf gemeint, sondern das ganze Tal. Gemäss dem Schreiber des Weissen Buches lief also Wilhelm Tell vom Axenstein (Tellsplatte) über Lauerz nach Küssnacht. Es ist dies ein weiterer Hinweis, dass der Weg über Lauerz im Spätmittelalter als Alternativroute zum Wasserweg von Flüelen nach Küssnacht bekannt war.

 

Über die Schwanau berichtet um 1450 der Zürcher Felix Hemmerli, ein Parteigänger Habsburg-Österreichs. Seine Erzählung der Schwanau wurde 1846 von Balthasar Reber aus dem Lateinischen54Felix Hemmerli, De nobilitate et rusticitate dialogus, ca. 1450, Kapitel 33, fol. CXXIX ins Deutsche übersetzt:

Der Graf von Habsburg, welcher den erlauchtesten Herzogen von Österreich des Ursprungs gegeben, war der natürliche Herr der Schwyzer im Tale Arth, und hatte einen Burgvogt (lateinisch: Castellanum) in eine Burg Lovurz gesetzt zum Verwalter des ganzen Tals; diesen erschlugen zwei Schwyzer, Brüder einer Schwester, an welcher der Vogt sich vergangen zu haben verdächtig war; da nun der Graf diese (Schwyzer) vorforderte (=herbeizitierte), so verschworen sich mit ihnen zwei andere verwandte Schwyzer gegen die Herrschaft, und mit diesen wieder andere zehn, mit welchen abermals zwanzig andere, und so allmählig verschworen sich alle Bewohner des Tals, gegen ihren Herren, und zerstörten die Burg, deren Trümmer noch jetzt zu sehen sind mitten in einem See.55Balthasar Reber, Felix Hemmerli von Zürich. Neu nach den Quellen bearbeitet, Zürich 1846, S. 253. In neues Deutsch übertragen vom Verfasser.

Zeichnung aus einem Schulbuch von 1886. Der Schwanauer Vogt wird aus Rache von den Schwyzern getötet. Quelle: Staatsarchiv Schwyz SG.CII.1316

Soweit der pro-habsburgische Chronist Hemmerli. Abgesehen vom anti-eidgenössischen Unterton, wird diese Sage auch in späterer Zeit sehr ähnlich erzählt. Die Erzählung wird später als Theaterstück unter dem Titel „Gemma von Arth“ bekannt. Der Schwyzer Sagenforscher Hans Steinegger hat mehrere Variationen56Hans Steinegger, Schwyzer Sagen, Band III, S. 137 – 141 der Schwanau-Erzählung in seiner Buchreihe «Schwyzer Sagen» veröffentlicht. Sie sind wohl alle jünger als die Version Hemmerlis. Manche sind mit Details ausgeschmückt, die wohl ursprünglich nicht vorhanden waren. Zum Beispiel dürfte der Name Gemma des Mädchens und die Nebenerzählung mit dem Rachegeist später hinzugekommen sein. Die Erzählungen unterscheiden sich in manchen Details, sie haben jedoch immer denselben Kern: Der habsburgische Burgherr der Schwanau habe eine einheimische Frau auf die Burg verschleppt und missbraucht, daraufhin sei er aus Rache von ihren Verwandten bzw. den Schwyzern getötet und die Burg zerstört worden.

 

Melchior Russ war Chronist des Standes Luzern und begann im Jahr 1482 seine eidgenössische Chronik zu schreiben. Er behandelt darin auch die Befreiungsgeschichte der Waldstätte und Wilhelm Tell, allerdings in einer Art und Weise die teilweise stark von Conrad Justinger und dem Weissen Buch von Sarnen abweicht. Russ schildert, wie Wilhelm Tell vom Landvogt gefangen genommen wurde und nach Schwyz in “das schloss im sew” gebracht werden sollte:

„Nun merckent eben wie wilhelm Thell die undätt als Ir vorghehör handt, so Im vonn dem landvogt beschechen was rechenn wolt, dan er das nit lenger mer erliden mocht, und fur gon Ure und sammelten da die gemeinde, und klagte Inen das mit weynenden ougen und mit Jemerlichem clagen wye es Im ergangen was, und noch fürer teglich gienge das vernam der landvogt und vien In, und ließ Im ally vier zu sammen binden, In der meynung das er In gon schwitz In das schloss Im sew füren wölt […]57Joseph Schneller, Melchior Russen, Ritters von Lucern, Eidgenössische Chronik; geschrieben im Jahre 1482, Verlag von C. A. Jenni, Sohn, Bern (1834), S.63

Melchior Russ kann mit diesem Schloss nur die Schwanau gemeint haben. Im Land Schwyz gab es ansonsten keine andere Festung in einem See. Russ muss zu Lebzeiten auch zu Ohren gekommen sein, dass in der Schwanau einst Gefangene inhaftiert wurden, ansonsten hätte er für Tells Kerker nicht die Schwanau angenommen.  Ob dieser Kerker tatsächlich bestand, ist nicht gesichert. Allerdings deuten die wenigen Pfostenlöcher im Turm und der rund 6 Meter hohe Leerraum über dem Bodenniveau im Turminnern darauf hin, dass sich dort ein für wohnliche Zwecke ungeeigneter Raum befand. Möglicherweise diente dieser Raum tatsächlich als Vierlies.

Die Schwanau erscheint später bei den Chronisten Petermann Etterlin 1507; Ulrich Hugwald (Mutius), Basel, 1539; Johannes Stumpf 1548 und fast allen nachfolgenden Geschichtsschreibern58Linus Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Band. 2, Schwyz II. (1930), S. 342 im Zusammenhang mit der Befreiungsgeschichte der vier Waldstätte.

Die Waldbrüder auf der Schwanau

Nach der Zerstörung der Burg verdunkelt sich die Geschichte der Schwanau. Sie taucht erst im 17. Jahrhundert im Zusammenhang mit Waldbrüdern wieder auf, die auf der Insel die Abgeschiedenheit suchten. Am 20. Juni 1679 wurde einem Waldbruder auf der Schwanau sechs Stück Bauholz für sein Bauvorhaben (wohl eine Klause) bewilligt.59STASZ, HA.III.35, S. 133 Am 12. Juni 1682 gestatte man ihm zusätzlich den Bau einer Kapelle.60STASZ, HA.III.40, S. 42 Dieser erste Waldbruder hiess möglicherweise Johannes Linder und stammte aus Franken in Deutschland.61Thomas Fassbind, Religionsgeschichte, p. 31 recta Auch ein Carl Joseph Frischherz wird damals bereits als Eremit auf der Insel gewohnt haben. 1684 erfolgte die Einweihung der Kapelle. Ein Zeugnis dieser Weihe gibt uns eine Urkunde, in der auch eine Fondation von 100 Kronen von Frau Dorothea Reding erwähnt werden. Unterschrieben wurde das Dokument mit Carli Joseph Frischherz, dem Priester und Kaplan auf der Schwanau.62STASZ, HA.II.1507

Am 20. Juni 1682 bat auch ein Karl Oswald Wikard auf der Schwanau ein einsames Leben führen zu dürfen. Der gesessene Landrat entsprach diesem Anliegen. Wikard müsse aber ein Attest vorweisen, dass er auf dem Spittel (Kloster Schwyz oder Luzern?) geweiht worden sei.63STASZ, HA.III.40, S. 72

Auch einem Bruder Johannes bewilligte am 29. April 1684 die Schwyzer Obrigkeit, auf der grossen Insel zu wohnen.64STASZ, HA.III.40, S. 119 Der Bruder Karl Oswald Wikard wurde erneut von der Schwyzer Obrigkeit aufgefordert ein Attest vorzuweisen, dass er auf dem Spittel geweiht wurde. Zudem solle er von seiner eigenen Obrigkeit eine Bestätigung bringen, dass sie ihn wieder zurücknehmen, falls man ihn in Schwyz des Landes verweisen würde. Falls er das nicht könne, würde er entlassen. Vermutlich wurde Bruder Karl daraufhin entlassen. Sein Name taucht später nicht mehr auf.

Ein Grabstein von 1720, welche an der südlichen Wand der Schwanaukapelle steht, zeugt davon, dass ein Pater Johann Schmidig auf der Insel gelebt hatte. Er soll das ehemalige Fischerhäuschen, ein Vorgänger des heutigen Gasthauses, erbaut haben. Auch soll er die nötigen Paramente für die hl. Messe angeschafft haben und nach seinem Ableben die Kapelle mit 495 Gulden dotiert haben. Der Zins soll gemäss dem Schwyzer Pfarrer Thomas Fassbind für den Unterhalt der Kapelle verwendet worden sein.65Thomas Fassbind, Religionsgeschichte, p. 32 verso

Der Grabstein von Pater Johann Schmidig an der Südwand der Schwanaukapelle. Die lateinische Inschrift lautet frei übersetzt: Wegen gewissenhafter Wiederherstellung der Einsiedelei. 1720 im neunten Jahre des Herrn. Ruhe in Frieden.

Am 30.07.1729 wurde ein Waldbruder Steffen erwähnt, der die Insel verlassen habe. Um das Vorhandensein und den Zustand der Gegenstände in der Einsiedelei zu überprüfen, hatten der Kirchenvogt und der Landschreiber von Schwyz ein Inventar auf der Schwanau aufzunehmen.66Schwyzer Geschichtskalender, 1905/40

Am 25. März 1730 bewohnte ein Bruder Jakob Blaser die grosse Insel Schwanau.67Schwyzer Geschichtskalender, 1902/17

Am 2. Juni 1740 gestattete die Schwyzer Obrigkeit den Waldbrüdern Franz Domini Wiget aus Lauerz68Josef Konrad Scheuber, Volks-Andacht, S. 5 und Anton (?) Schuler aus Steinen, in der Einsiedelei Schwanau vorläufig für ein Jahr zu wohnen. Bruder Franz Wiget wurde 1709 geboren und war im Jahr 1738 Vikar (“Vicarius Provincia”) für Schwyz und Unterwalden69Franz Joseph Leonti Meyer von Schauensee, Kirchen-Regiment, S. 219.
Trotz der Wohnerlaubnis für die beiden Eremiten, mussten jedoch die oberen beiden Zimmer des Hauses der Obrigkeit vorbehalten werden.70Schwyzer Geschichtskalender, 1904/29

Das Fischerhaus auf der Schwanau nach 1900. An der Hausmauer stehen diverse Fischerei-Utensilien. Davor liegt ein Pflanzgarten mit Gemüse und Blumen. Quelle: Staatsarchiv Schwyz, SG.CIV.12.6022

Am 20. Juli 1745 wurde der kleine Waldbestand auf der Schwanau gebannt. Holzhauen war bei 25 Gulden Busse verboten.71Schwyzer Geschichtskalender, 1911/44

Im Jahr 1750 lebte vermutlich ein Bruder Johannes Friedrich Geisler, geboren 1709 in Preussen, als Eremit in Lauerz, vermutlich auf der Schwanau. Er wurde als “Custodes”, also als Sigrist bezeichnet.7272Franz Joseph Leonti Meyer von Schauensee, Kirchen-Regiment, S. 219[/mfn]

Einem Felchlin von Arth wurde am 30. Januar 1767 erlaubt, neben Waldbruder Franz Wiget auf der grossen Insel Schwanau zu wohnen.73STASZ, HA.III.245, S. 214

Auf der kleinen Insel lebte ebenfalls ein Waldbruder. Ihm wurde am 28. Juni 1771 ein Tanne aus dem Sitiwald für das Schindelmachen bewilligt.74STASZ, HA.III.90, S. 68

Dem Johannes Gasser wurde am 18.05.1776 bewilligt, neben dem Bruder Wiget wohnen zu dürfen, da Gasser ebenfalls Waldbruder werden wollte.75STASZ, HA.III.100, S. 245

Der Waldbruder Franz Wiget verliess vor dem 6. April 1782 die grosse Schwanau. Die Insel wurde nun dem Waldbruder Anton Marty anvertraut.76Schwyzer Geschichtskalender, 1902/19 Auf der Insel standen nebst dem Eremitenhaus auch Obstbäume und ein Garten für die Waldbrüder. Damit der Eremit und die Insel von «schlechtem Volk» geschirmt wurde, schlug die Obrigkeit in Lauerz und Steinen ein Warnungsmandat an. Darin wurde das «Tanzen, Vollsaufen und anderes Luderleben» auf der Insel, sowie der Zutritt für minderjährige Knaben bei hoher Strafe verboten (diese erlaubten sich wohl manchen Lausbubenstreich mit den Eremiten). Jedoch solle jedermann mit guter Absicht sich auf der Insel verweilen und den dortigen Aufenthalt geniessen dürfen.77STASZ, HA.III.115, S. 102

Am 4. April 1784 wurde dem Andreas Hasler, Konvertit aus dem reformierten Zürichbiet, bewilligt, sich mit dem Bruder Johannes Gasser auf der Insel aufzuhalten.78STASZ, HA.III.120, S. 68

Ein Waldbruder rudert mit einem Päärchen auf die Schwanau. Darstellung von Johann Friedrich Hennig um 1810. © The Trustees of the British Museum. No. 1958,0712.1414

Am 25.02.1786 erkrankte Bruder Johannes Gasser und wurden in den Spittel nach Schwyz überwiesen.79STASZ, HA.III.120, S. 214 Der Ratsherr Dettling hatte anschliessend das Inventar über die Gerätschaften von Bruder Johannes aufzunehmen.

Zirka von 1780 – 1790 lebte der Eremit Joseph Anton Marty auf der Insel Schwanau. Am 11. März 1786 wird ihm vom Schwyzer Samstag-Rat gestattet, sich von der grossen auf die kleine Insel zu begeben.80STASZ, HA.III.120, S. 220 Die Gerätschaften sollte er auf der grossen Insel lassen, den Kelch und weitere Praetiosa (Kostbarkeiten) aber auf die kleine Insel mitnehmen81STASZ, HA.III.125, S. 10. Am 2. September 1786 wurde Anton Marty gestattet, wieder von der kleinen auf die grosse Insel zu ziehen. Er soll auf seinen Wunsch hin keine fremden Eremiten bei sich beherbergen müssen.82STASZ, HA.III.125, S. 44

Im Jahr 1787 bewohnte kein Eremit, sondern ein Oswald Büeler die kleine Insel. Er dürfe die dortige Behausung nutzen, bis wieder ein Eremit einkehre. Jedoch müsse er den dortigen Ofen und den Kamin wieder in Stand stellen, damit keine Brandgefahr davon ausgehe.83STASZ, HA.III.125, S. 116

Am 5. April 1788 folgte wieder ein Wiget auf der kleinen Insel. Dieses Mal ein Bruder Josef Anton Wiget, geboren im Jahr 1750 in Schwyz84Martin Wagner, Catalogus personarum ecclesiasticarum, S. 229. Er durfte vorerst für 8 Tage auf der kleinen Insel wohnen.85STASZ, HA.III.130, S. 33 Bis im April 1790 wohnte auf der grossen Insel nämlich Joseph Anton Marty.86STASZ, HA.III.135, S. 99 Nach dem Verlassen der Insel durch Eremit Marty, wird dem Eremiten Wiget am 21. August 1790 bewilligt, die grosse Insel zu bewohnen. Der Aufenthalt auf der kleinen Insel wird ihm weiterhin gestattet, bis dort ein neuer Einsiedler einziehe.87STASZ, HA.III.135, S. 152 Noch im Jahr 1794 wird Wiget vom Bistum Konstanz als Eremit der Schwanau erwähnt.8888Martin Wagner, Catalogus personarum ecclesiasticarum, S. 229 Josef Anton Wiget diente vor seinem Ermitenleben als Soldat bei den Hundertschweizern, der Schweizergarde des französischen Königs.89Georg Bernhard Depping, Die Schweiz, S. 34

Der waadtländer Reisende Philippe Sirice Bridel besuchte zwischen den Jahren 1797 und 1798 den Eremiten Joseph Anton Wiget auf der Insel Schwanau. Er berichtet in seinem Buch “Fussreise durch das Innere der Schweiz” folgendes über diese Begegnung auf der kleinen Insel:

„Ein grosser Mann mit einem schwarzen Bart, in einem langen Einsiedler-Rock, der schon vor uns angelandet war, empfängt uns am Gestade, führt uns in seine Hütte, und anerbietet uns alles was in seinem Vermögen steht: Es war ein alter Cent Suisse (Hundertschweizer), welcher, der Vorzimmer von Versailles und des dortigen Schweizerdienstes müde, sich zum Einsiedler umschuf, und nun seit zwei Jahren in dieser romantischen Einsamkeit lebt. Seine Zelle, sein Betzimmer, und ein kleiner Garten zum Spazieren, machen seine ganze Besitzung aus. Er kennt übrigens die Welt und scheint viel Kummer und Mühe darin gehabt zu haben; sein Umgang ist unterhaltend, und seine Manieren kündigen einen Mann an, der gute Gesellschaft gesehen hat. Auch seine Kleidung war eher angenehm als widerlich. Seine Wohnung möchte man fast mit ihm theilen; und er besitzt das Talent, seine Lebensart, womit er selber so zufrieden zu sein scheint, auch anderen von der gefälligsten Seite vorzustellen. Jetzt band er wieder sein Schiff los, um uns auf die grössere Insel zu begleiten, welche nur einen Büchsenschuss von der kleineren entfernt ist. Viel geräumiger und von dem Ufer entfernter, fasst jene eine Kapelle, eine zweite sehr bequeme Einsiedelei, und einen alten Turm in sich, Schwanau, genannt, der eine edle und majestätische Form hat, von Tannen beschattet, und von eine melancholischen Horde Raben und anderer Nachtvögel bewohnt ist. […]
Mittlerweile brach der Abend ein. Ganze Herden von Raben flogen krächzend rings um die Tannen des Burgstocks; der Mond fieng an, die Fluthen des ruhigern Sees zu beleuchten; und die Mischung seines ungewissen Lichts mit den Riesenschatten der Berge, schien die Gegend ganz mit phantastischen Bildern zu bevölkern. […] Ich schiffte mich wieder ein; der Ermite begleitete uns in seinem eigenen Nachen. Am anderen Ende des Sees, im Dorfe Lauwerz, stieg’ ich wieder aus, und nehme mit Schmerzen Abschied von meinem Einsiedler so wohl als von meinem alten Schiffer.”90Bridel, Philippe Sirice: Kleine Fussreisen durch die Schweiz. Zürich : bey Orell, Gessner, Füssli und Compag., 1797-1798. Zentralbibliothek Zürich, NLE 436-NLE 437, https://doi.org/10.3931/e-rara-29927 / Public Domain Mark, Erster Teil, S. 97 – 107

Auf beiden Inseln im Lauerzersee lebten einst Waldbrüder. Die Darstellung stammt aus dem 18. Jahrhundert. © The Trustees of the British Museum. No. 1958,0712.2497

Ab Mitte 1792 bewohnte ein junger Eremit namens Josef Fach die kleine Insel91STASZ, HA.III.145, S. 77. Noch vor dem Herbst 1796 ist er verstorben, denn seine Schwester erbte das Holz, welches er bei seiner Klause gelagert hatte.92STASZ, HA.III.165, S. 76, 77 und 78 Möglicherweise wurde das Häuschen später ans Ufer versetzt, wie das  der Goldauer Kaplan Martin Ulrich in seinem Bergsturzbuch berichtet.93Martin Ulrich, Ratschlüsse, S. 112

Im Sommer 1799 wurde der Talkessel Schwyz zum Kriegsschauplatz von Franzosen und Österreichern. Die Kapelle auf der Schwanau wurde in dieser Zeit von französischen Soldaten beschädigt.

Am 23. Juli 1800 verlangt Sebastian Annen auf der grossen Insel Schwanau wohnen zu dürfen.94Schwyzer Geschichtskalender, 1922/32 Dies wird ihm von der Munizipalität Schwyz (Besatzungsbehörde) mit Fürsprache des Lauerzer Pfarrers gestattet. Am 23. Juli 1800 wird ihm auch das Holzen von zwei Trämeln aus dem Sytiwald (Seewen) für den Bau eines Schiffleins bewilligt.95Schwyzer Geschichtskalender, 1913/46

Beim Bergsturz am 2. September 1806 lebte ein Bruder Gedeon auf der grossen Insel.96Martin Ulrich, Ratschlüsse, S. 113 Er war am Tag des Bergsturzes abwesend und konnte so dem möglichen Tod entkommen.

Am 11. Juli 1807, also im darauffolgenden Jahr des verheerenden Bergsturzes, wird dem Trappistenbruder Johann Baptist Fries aus dem deutschen Breisgau der Aufenthalt als Eremiten auf der grossen Insel gestattet.97Schwyzer Geschichtskalender, 1913/44 Bereits vor dem 18. November 1807 muss der Bruder Fries wieder verschwunden sein. Denn nun wird dem Franziskaner Johannes Wintinger aus Schwaben gestattet, ein Eremitenleben auf der Insel zu führen. Zudem wird ihm eine Schiffstanne bewilligt.98Schwyzer Geschichtskalender, 1916/80 Am 2. Januar 1808 bittet der Bruder Johannes um einen Steuerbrief zur Wiederherstellung der ruinierten Kapelle. Dieses Begehren wird jedoch abgeschlagen99Schwyzer Geschichtskalender, 1899/3. Vor dem 2. Februar 1808 wird Eremit Wintinger die Insel in Richtung Bern verlassen haben. Denn die Polizeikomission des Kantons Bern überstellt den Eremiten Wintinger per Express wieder nach Schwyz mit der Mitteilung, dass der Eremit unerlaubt in Bern «gebettelt», sowie «gequacksalber und sich sonst nicht am erbaulichsten aufgeführt habe».100Schwyzer Geschichtskalender, 1899/16
Mit diesem, etwas unrühmlichen Kapitel, ging die Geschichte der Waldbrüder auf der Schwanau zu Ende. Das Wohnhaus der Eremiten wurde in ein Fischerhäuschen und anschliessend in ein Gasthaus umgenutzt. Die Kapelle von 1809 besteht bis heute in mehr oder weniger unverändertem Zustand. Die Turmhaube wurde vor einigen Jahrzehnten ersetzt.

Die zwei Kapellen und das Haus auf der Schwanau

Lage der neuen Kapelle und der Fundamente der alten Kapelle auf der Schwanau. Quelle: Die bösen Türnli, Walter-Verlag, Olten (1984)

Die ältere der beiden Kappellen stand etwa 5 Meter nördlich der heutigen Kapelle, an jener Stelle, die heute von einem Nebengebäude (“Rittehöck”) des Gasthauses überbaut ist. Die Fundamente der alten Kapelle wurden gemäss Baudokumentation aus dem Jahr 2012 nicht angetastet.101Hochbauamt Kanton Schwyz: Insel Schwanau – Gesamtsanierung und Neukonzeption, Druck 2012 Die Kapelle hatte eine Länge von ca. 10 Metern und eine Breite von 4.4 Metern und war nach Südosten ausgerichtet.102Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 140 Ein Mauerdurchburch befand sich an der südöstlichen Längswand in Richtung Lauerz. Im westlichen Teil der alten Kapelle wurde ein loser Steinsockel gefunden der im Quadrat 0.8 Meter mass. Hierbei könnte es sich um den Altarsockel gehandelt haben.

Der Zeitzeuge Thomas Fassbind schilderte das Eremitenhaus und die alte Kapelle der Schwanau wie folgt:

“Das jez stehende Haus, so wie es ist, hat er [Eremit Schmidig] bauen lassen, es hat 2 Contignationen [=Stockwerke], jede hat 3 bewohnbare Zimmer mit einem Ofen, einer Kuchel, und 2 Keller. Vom mitlern Boden führte ein bedekter Gang der Kapelle zu, wo ein Fenstl. und Kniebänkl. sich befand um da dem Gebeth obliegen zu könen, weil das Fensterl. seine Richtung grad gegen den Altar hin hatte. Von untenher führte auch ein Gang zur Kapell hin durch eine Thür in selbe hinein, eine gegen dem kleinen schönen Gärtlin, und eine gegen dem Weg hn zum Haus, dan stieg mann aus diesem Gang hin durch etliche Staflen auf die erste Contignation, und durch eine andere Stiege auf die 2. Das Haus hate oberhalb zur Nordseite noch eine Thür, gegen dem alten Schlossthurn ein angenestes Holzhause mit einem ablägen Tach. Auf der Mitag-Seite war dem Haus noch ein kleines Gebaüde angehängt.

Sehr anmuthig war dz Kapellelin. Das Gewölb war mit Stuckator-Arbeit und Gemälden geziert, die die Lebensgeschicht des hl. Josephs vorstellten. Zu jeder Seite befand sich einige Beth-Stühlein, und ein kleines Fenster. Neben dem Altar waren auch 2 Fensterl. Das Altar war von Schnizelwerk, schöne gefast, und vergoldt, das Altarblat stellte die 3 hl. Personen J. M. u. Joseph vor, welches der geschikte Maler Steiner verfertigt hate. An der Kapell Mauren waren verschiedene Gemälde angebracht. Der Stammbaum des hl. Joseph, die Abzeichung dieses Schlosses, wies ehmal beschaft gewesen. Mehrere Votivtaflen. Das Köhrlein war durch eine Palustrata von der übrigen Kapell abgesöndert, und beschlossen. Zu beyden Seiten warn Behältnisse.”103Thomas Fassbind, Religionsgeschichte, p. 31 verso bis p. 32 verso

Schriftlich wird eine Gnadenkapelle auf der Schwanau am 4. Oktober 1684 erwähnt. Sie wurde vom Weihbischof Sigmund von Konstanz zu Ehren des Hl. Josefs eingeweiht.104STASZ, HA.II.1507 Diese alte Kapelle wurde durch den Bergsturz stark beschädigt und anschliessend abgerissen.

Im Jahr 1809 wurde die neue Kapelle etwas weiter nördlich erbaut. Die heutige Kapelle ist etwas kleiner als das alte Gotteshaus. Zudem ist ihr Chorraum eingezogen.

. Das Altargemälde mit der hl. Familie und den Worten «D.O.M.» (Deo optimo maximo. Übersetzt: Der höchste und grösste Gott) soll noch aus dieser alten Kapelle stammen. Das Altargemälde soll beim Bergsturz im See schwimmend gefunden worden sein.105Ebd. S. 346, Anm. 3

Die nach dem Bergsturz um 1810 erbaute Kapelle. Sie gehörte, wie die ganze Insel, bis ins Jahr 1967 der Familie Auf der Maur. Die Fotografie stammt aus den 1960er / 1970er Jahre. Die Turmhaube wurde später durch eine neue Form ersetzt. Quelle: Staatsarchiv Schwyz, SG.CIV.21.278

1798/99 wird die Kapelle durch französische Soldaten beschädigt. Eine Rechnung des Landessäckelmeister Heinrich Martin Hediger vom 3. Juli 1803 bis 21. Juni 1805 listet hohe Baukosten für die Renovierung der Kapelle auf.106Schwyzer Geschichtskalender, 1907/37 Ein Jahr später wird die Kapelle erneut in Mitleidenschaft gezogen. Am 2. September 1806 wurde die Nordmauer der Kapelle von der mehreren Meter hohen Flutwelle des Bergsturz eingedrückt.107Carl Zay, Goldau, S. 299. Die Flutwelle soll etwa 30 cm kleiner gewesen, als das einstige Kapellentürmchen. Zay hat am Folgetag des Bergsturzes als Augenzeuge gesehen, wie Holzschindeln, Heu und Rasen sich am Türmchen befunden haben. Das Glockentürmchen stand zwar noch, aber die Mauern waren so stark beschädigt, dass eine Renovierung nicht mehr möglich war. Am 23.06.1807 berichtet Kantonssäckelmeiser und Kirchenvogt Heinrich Martin Hediger, dass die Kapelle auf der Schwanau in einem sehr schlechten zustand sei und die Wiederherstellung derselben bedeutende Kosten verursachen würde.108Schwyzer Geschichtskalender, 1919/33 Die Kapelle hat man deshalb abgetragen und ihre Stiftung mit der Pfarrkirche Lauerz vereinigt.109Anton Nüscheler, Gotteshäuser, S. 89 Im Jahr 1808 verkaufte der Kirchenrat Schwyz die Kapelle mitsamt grosser und kleiner Insel an General Ludwig Auf der Maur (s. unten). Dieser liess kurze Zeit darauf eine neue Kapelle an der heutigen Stelle errichten. Im Innern der Kapelle ist an der Nordwand eine Tafel zu Ehren Ludwig Auf der Maurs eingelassen.
In der neuen Kapelle war ein Messgewand vorhanden, sowie eine Monstranz auf der im gotischem Stil die Jahreszahl 1580 vorhanden war.110Anton Nüscheler, Gotteshäuser, S. 90

Auch soll vor hundert Jahren die Lauerzer Bevölkerung jeweils im Mai einen Gottesdienst auf der Inselkapelle besucht haben.111Schwanau, Benziger, S. 16

Franzosenzeit bis heute

Während der französischen Besatzung ab 1799 lag die Schwanau zeitweise an der Frontlinie zwischen österreichischen und französischen Truppen. Ausgelöst durch den Goldauer Bergsturz 1806 überfluteten Wassermassen die grosse und kleine Insel. Die Flutwelle wird etwa 15 Meter112Bussmann und Anselmetti, Rossbergs landslide, S. 43 hoch gewesen sein und zerstörte die Gebäude auf der kleinen Insel vollständig. Auf der grossen Insel drückte sie die nördliche Festungsmauer ein und beschädigte die Nordmauer der Kapelle sowie das Eremitenhaus.
Die Insel, die im Besitz des Alten Landes Schwyz war, gelangte mit dem Ende des Ancien Régime an die Kirchgemeinde Schwyz. Wegen Geldnot verkaufte am 29. Oktober 1808 der Kirchenrat die beiden Inseln an General und Landeshauptmann Ludwig Auf der Maur (1779 -1836).113STASZ, NA.LXX.112.4 Jedoch unter den Bedingungen, dass er die Kapelle wieder aufbaut, eine Jahrzeitstiftung einrichtet, die Burgruine erhält und ihm das Verkaufsverbot an Nichtlandleute auferlegt wird.114Hans Steinegger, Die Insel und Burg Schwanau, in Schwyzer Kalender 2012, S. 43 1967 erwarb der Kanton Schwyz die Insel von den Nachfahren Ludwig Auf der Maurs.115STASZ, NA.LXX.112.2

Die kleine Insel

Die kleine Insel Schwanau südöstlich der grossen Insel.

Im Jahr 1711 wird einem Johanns von Euw und seiner Familie bewilligt, auf der kleinen Insel einen Garten anzulegen116STASZ, HA.III.60, S. 28 (p. 67). Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts lebten auf der Insel Eremiten (s. oben).

1551 berichtet der Berner Chronist Samuel Zehender in einem Reisebuch: «Loubetzer See, sind da die zwo alt burgen, die eyn im wasser die ander am land davon s Lied ist gemacht: zwüschen zewyen burgen da lit ein dieffer see». Ob er die zweite Burg an Land selber sah, ist mehr als fraglich. Schliesslich ist er der einzige, der von einer zweiten Burg auf dem Festland nahe der Schwanau berichtet.

Meinrad Inglin im August 1961 auf dem Lauerzersee. Im Hintergrund die kleine Insel Schwanau. Foto: Meinrad Inglin-Stiftung Schwyz, Kantonsbibliothek Schwyz
Fotosammlung Nachlass Meinrad Inglin
112301
Online: https://memobase.ch/de/object/smi-001-112301
Stand: 12. August 2022

Die kleine Insel liegt südlich der grossen Schwanau. Der Name «kleine Burg» wird noch in einem Ratsprotokoll um 1786117STASZ, cod. 125: Ratsprotokolle 1786-1787: Dort heisst es, dass der Eremit Anton Marti den Kelch und übrige Praetiosa auf der kleinen Burg aufbewahren solle. erwähnt. Als Roggenberg bezeichnet sie Thomas Fassbind um 1800.118Thomas Fassbind, Schwyzer Geschichte: fol. 31 r (S. 79) Er berichtet auch, dass Bruder Johannes Salzmann aus Preussen (oder Franken?) von der Schwyzer Obrigkeit die Erlaubnis erhielt auf der kleinen Insel zu leben. 1613 sollen noch Reste von Mauern auf dieser Insel zu sehen gewesen sein, so Fassbind. Er meint, dass es sich dabei um eine Burg gehandelt haben dürfte. Die Mauerreste sollen dann gemäss Fassbind zur Errichtung der Erzschmelze im Otten verwendet worden sein.119Linus Birchler, Kunstdenkmäler: S. 347. Birchler verweist auf “Ratsprotokoll Schwyz; Marty und M. Waser, Schwyz und seine Umgebung 1891, S. 46” Im Zuge der archäologischen Ausgrabungen von 1960 auf der grossen Insel, wurden auch auf der kleinen Insel 24 Sondierschnitte vorgenommen.120Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 131 Gefunden wurde offenbar nichts. Hugo Schneider, der damalige Ausgrabungsleiter, schreibt bereits in einem ersten Bericht, dass die kleine Insel nicht befestigt war.121Hugo Schneider, Ausgrabungen Schwanau, S. 20
Beim Bergsturz Goldau von 1806 wurde durch die ausgelöste Flutwelle die kleine Insel überflutet und die Gebäude der Eremiten zerstört.122Carl Zay, Goldau, S. 297 und 299

Der Schwyzer Schriftsteller Meinrad Inglin (1893 – 1971) schrieb in seiner Erzählung «Die entzauberte Insel»: «Der See mit seinen stillen, von Schilf, Ried und Wald begrenzten, von Bergen hoch umgebenen Ufern glänzte im frühsommerlichen Nachmittagslichte. Die Insel lag dem westlichen Waldufer gegenüber auf einer Klippe, einem unregelmässig aus dem Wasser ragenden Felskopf, den seit Menschengedenken eine kleine Wildnis bedeckte»123Meinrad Inglin, Die entzauberte Insel. Ammann Verlag Zürich. Gesammelte Werke, Erzählungen, Band 1, S. 25. In Inglis Erzählung ist die Insel der Schauplatz vom Ende der Kindheit und der Übergang zur Jugend. Die Insel diente ihm als Gleichnis für das idyllische, geschützte und unbeschwerte Dasein im Kindesalter. Die Insel Schwanau könnte ihm dabei als Vorlage gedient haben124Heinz Horat, Bauen am See, S. 58, existieren doch Fotografien von Inglin auf dem Lauerzersee.

Die historische Schwanau bei den Schriftstellern

Jeremias Gotthelf, der bekannte Berner Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, widmet der Schwanau in seiner Erzählung «Der Knabe des Tell» ebenfalls einige Zeilen: «Sarnen und Rotzberg wurde von den Unterwaldnern gebrochen, Schwanau auf Lowerzersee machte Stauffacher mit seinen Schwyzer unwohnlich. Noch sieht die Ruine, wer von Goldau besucht; sie steht am Eingang des eigentlichen Schwyzerlandes, ein aufgehobener Finger, zu warnen, den Eingang nicht zu versuchen, anders als in freundlichem Sinne. Darum verschonte der alte Berg (=Rossberg), als er das blühende Goldau und einen Teil von Lowerz verschüttete, dieses alte Warnungszeichen; solche alte Zeichen kann man nicht mehr erbauen, wenn sie nicht mehr sind, wohl aber neue Häuser bauen und Schuttfelder wandeln in Kornfelder».125Jeremias Gotthelf, Erzählungen und Kalendergeschichten, Band 1, S. 621

Auch Meinrad Inglin beschreibt den Untergang der Burg Schwanau ausführlich in seiner Erzählung «Jugend eines Volkes»: «Die Switser zogen bei finsterer Nacht in drei Rotten über den zugefrorenen Lowerzer See. […] Während etliche Mannen am Ufer der Schwanau gegenüber sich leise der Stallungen der Rossknechte bemächtige, umringten die übrigen lautlos wie Schatten die Insel. […] Die Ausgelosten stiegen in die Fensterluken der Burg hinein, um auf ein Hornzeichen bei Tagesanbruch in die Räume zu stossen und, von andern gefolgt, die Besatzung zu überwältigen; doch ein Turmwächter schlug Lärm, und Stauffacher hornte schon im frühesten Zwielicht. […] Verworrener Lärm durchbrauste die Burg, Knechtsflüche, Waffengeklirr, unbändiges Jauchzen, Beilschläge, Dirnengekreisch, auf Gängen und Treppen stiessen Menschen gegeneinander, der Turmwart lief mit einer Fackel herum. […] Die zwei jungen Arther Bauern Walter und Lütfried kamen mit dem gebundenen Vogt von der Insel herab, die Switser traten schweigend beiseite und liessen sie durch. Auf der Mitte des Sees hielt Walter an und schlug mit dem Beil ein breites Loch ins Eis. Lütfried band den Gefangenen los. «Erweck Reu und Leid, wenn du willst!» gewährte er barsch. Der Vogt, dem die Bauern Kriegstracht anzulegen befohlen hatten, damit die Genossen den erbeuteten Wolf im gewohnten Balg sähen, kniete beim Eisloch nieder, legte den Helm neben sich, faltete die Hände und neigte den Kopf. Nach einer Weile begann er laut zu beten. Über den östlichen Bergen graute ein bleicher Tag, von der Waldrändern des Urmiberges strichen Krähen ab und warfen sich vor dem dumpfen Lärm der Insel wild durcheinander […]. Der arme Mann erhob sich von den Knien und trat inbrünstig betend in sein kaltes Grab. Gegen Mittag hatten die Switser alles Brauchbare aus der Burg geschleppt und liessen es durch die gefangenen Knechte nach Swits tragen. Abends legten sie Feuer an die inneren Räume und schwärmten die Nacht durch spielend, trinkend, tanzend mit Frauen und Töchtern im Brandschein um die Insel.»126Meinrad Inglin, Jugend eines Volkes, Atlantis Verlag, Zürich, 1981, S. 138 – 139

Prominente Besuche

Johann Wolfgang Goethe besuchte am 17. Juni 1775 die Insel. Er schrieb darüber in seinem Tagebuch: «Um ein Uhr nachmittags von Schwyz weg, gegen die Rigi zu; um zwei Uhr auf dem Lowerzersee herrlicher Sonnenschein. Vor lauter Wonne sah man gar nichts. Zwei tüchtige Mädchen führten das Schiff; das war anmutig, wir liessen es geschehen. Auf der Insel langten wir an, wo sie sagten: hier habe der ehemalige Zwingherr gehaust; wie ihm auch sei, jetzt zwischen die Ruinen hat sich die Hütte des Waldbruders eingeschoben.»127Goethezeitportal, http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/johann-wolfgang-von-goethe/goethes-erste-schweizer-reise-von-1775.html. Stand 22.01.2021 Die Goethestube im Gasthaus Schwanau zeugt noch heute vom Besuch des Dichters.

Die Goethestube im Restaurant Schwanau. Foto: Staatsarchiv Schwyz.

Goethe reiste anschliessend von Lauerz auf die Rigi. Dabei muss er den alten Pilgerweg über Buosigen genommen haben. Dieser Pilgerweg zum Rigi-Chlösterli führte über die Binzenmatt nach Hinter-Truben, von dort zum Kneuli und anschliessend zur Wallfahrskirche Maria im Schnee.
Im Jahr 1797 bereiste Goethe abermals die Schweiz. Er wanderte von Einsiedeln über die Haggenegg nach Schwyz, als er folgendes notierte: «Wir traten nun wieder aus der Nebelregion heraus, sahen der Lowerzer See, die Berge, die einschliessen, den schönen Raum, in welchem die Häuser von Schwyz liegen, und das angenehme Tal nach Brunnen hin. Die Berggipfel waren alle mit vielfachen Wolken und Nebeln bedeckt, so dass ihre Massen selten durchblickten und meist nur geahnt werden konnten. Ein seltsamer Schein in den Wolken und Nebeln zeigte den Untergang der Sonne an. Diese Hüllen lagen so gehäuft über einander, dass man bei einbrechender Nacht nicht glaubte, dass es wieder Tag werden könnte.»128Johann Wolfang von Goethe, Sämtliche Werke, 25. Band, S. 130

Am 4. Juli 1881 besuchte auch König Ludwig II. von Bayern die grosse Insel. Der Erbauer des Schlosses Neuschwanstein wollte sich beim Besuch der Schwanau über deren Geschichte und Sage unterrichten lassen. Angeblich war der Märchen-begeisterte König über die Schwanau besser unterrichtet, als der Reiseleiter, der sie ihm erzählen sollte.129Die Insel Schwanau im Lowerzer See, Benziger, Einsiedeln (1884): S. 8

Der englische Maler William Turner besuchte Lauerz im Jahr 1843 und malte hier ein kleines Aquarellbild von der Schwanau. Turner war damals 68 Jahre alt und auf einer Reise durch die Schweiz. Die Bilder, die Turner während seinen Schweizerreisen in den frühen 1840er Jahren malte, gelten als seine besten. Das Bild vom Lauerzersee entstand in den frühen Abendstunden, das Mondlicht beleuchtete die Bergketten und schimmerte auf der Seeoberfläche.
Dieses erste Bild von der Schwanau diente Turner als Vorlage für eine zweite Version aus dem Jahr 1848. Die erste Version ist in Privatbesitz, die jüngere Version befindet sich im Victoria and Albert Museum in London. Die Bilder haben heute einen Wert von schätzungsweise einer bis eineinhalb Millionen US-Dollar.130Sotheby’s, Master Paintings Evening Sale, New York, 28. Januar 2016, Lot 61. Webseite: https://www.sothebys.com/en/auctions/ecatalogue/2016/master-paintings-evening-sale-n09460/lot.61.html, Stand 30.07.2022

Das Aquarellbild, das William Turner von der Schwanau gemalt hatte, ist heute in Privatbesitz. © Sotheby’s, New York, 2016, Master Paintings Evening Sale No. 09460, Lot 61

William Beattie und der Zeichner William Henry Barlett, beides Zeitgenossen von William Turner und ebenfalls Briten bereisten 1835 die Schweiz und schrieben in ihrem Reisenbeschrieb über den Lauerzersee und die Schwanau:

“From the town of Schwyz, a very short walk brings us to the borders of Lowerz – a small but beautiful lake, enclosed by scenery pastoral in its most poetical acceptation, and embodying one of the most delicious scenes imaginable. The islet of Schwanau, which apperas to float on its surface, contributes not a little to heighten the romance of the picture, and the stranger, who proceeds along the valley is everywhere met by fascinating objects, which, seen in a fine afternoon summer, offer the richtest materials for the construction of an Alpine paradise”131WS. William Beattie, William Henry Bartlett, Switzerland, Vol. 1, George Virtue, London (1835), S. 154

William Turner kannte vielleicht den Reisebschrieb seiner beiden Landsmänner. So malte er in Lauerz die Schwanau, den See und den ihn umgebenden Bergkranz, kurzum jene Szene, welche seine beiden Vorgänger als das “Alpine paradise” beschrieben hatten.

 

Verfasser: Peter Betschart

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Anmerkungen

  • 1
    Viktor Weibel, Namenbuch, Band 1, S. 129
  • 2
    Wernerkarl Kälin, Die Insel und Burg Schwanau, Schwyzer Hefte 18 (1980), S. 11
  • 3
    Hugo Schneider, Böse Türnli, 1984, S. 137
  • 4
    Hugo Schneider, Nachrichten, in ZAK, Band 20 (1960), Heft 4, S. 233
  • 5
    Funde DB Schwanau, Schweizerisches Landesmuseum, Inventarnummer LM-84419.2-17
  • 6
    Archeolog, Objektliste Schwanau, Staatsarchiv Schwyz
  • 7
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 137
  • 8
    STASZ: SG.CIX.50.4.10.2, sowie P. Emanuel Scherer, Die vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Altertümer der Urschweiz, in Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich, Band 27 (1924), S. 218 (30)
  • 9
    Martin Trachsel, Die Zeit der Römer, in Geschichte SZ, Band 1, S. 113. Dieser Fund konnte bis heute nicht überprüft werden.
  • 10
    IVS, Strecke SZ 2, Seite 1
  • 11
    IVS, Strecke SZ 5, Seite 1
  • 12
    Jakob Gasser, 200 Millionen Jahre Erdgeschichte, in Geologie und Geotope, S. 77, Abb. 3.30
  • 13
    Martin Ochsner, Schwyz und der Verkehr über den St. Gotthard, in Mitteilungen, Heft 36 (1929), S. 48
  • 14
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 137
  • 15
    Daniel Reicke, Flüejen, S. 69
  • 16
    Hugo Schneider, Ausgrabungen Schwanau, S. 20
  • 17
    Ebd.
  • 18
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 129ff. Die nachfolgenden Ausführungen wurden an Hand des Grabungsberichts von Hugo Schneider zusammengefasst.
  • 19
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 141, Anm. 3. Dr. Robert Durrer schreibt am 27.10.1903 in einem Brief an die Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler: «Der Turm wurde vor etwa 40 Jahren um etwa 5 Meter abgetragen und mit dem betreffenden Material der Innernraum völlig ausgefüllt».
  • 20
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 133,
  • 21
    Linus Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Band. 2, Schwyz II. (1930), S. 346
  • 22
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 141, Anm. 1
  • 23
    Hugo Schneider, ZAK, Band 20 (1960), Heft 4, S. 233
  • 24
    Die Nordmauer wurde vermutlich durch die Flutwelle des Bergsturzes eingedrückt. Siehe Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 135
  • 25
    Daniel Reicke, flüejen, S. 69
  • 26
    Andreas Meyerhans, Arth, S. 66
  • 27
    Werner Meyer, Burgenbau und landesherrliche Territorialbildung, in Böse Türnli, S. 191
  • 28
    Andreas Meyerhans, Arth, S. 87
  • 29
    HU, Band I, S. 212 / 213
  • 30
    Wener Meyer, Siedlung und Alltag, in Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Band 2, S. 266
  • 31
    Wilhelm Oechsli, Anfänge, Regest Nr. 457 (S. 147*)
  • 32
    Köbler, Gerhard, Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3. A. 2014. Abgerufen unter https://www.koeblergerhard.de/mhd/mhd_w.html am 23.01.2021
  • 33
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 138
  • 34
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 141, Anm. 13
  • 35
    Werner Meyer, Burgenbuch, S. 109
  • 36
    Werner Meyer, Die Eidgenossen als Burgenbrecher, in Geschichtsfreund, Band 145 (1992), S. 84
  • 37
    Bruno Meyer, Ältesten eidgenössischen Bünde, S. 12 und 23
  • 38
    Roger Sablonier, Kyburgische Herrschaftsbildung , in Grafen von Kyburg, S. 41
  • 39
    Acta pontificum helvetica, Band 1, Nr. 395 (S. 243)
  • 40
    Emanuel Stierlin, Justinger, S. 61
  • 41
    Karl Meyer, Befreiungstradition, S. 41
  • 42
    Karl Meyer, Befreiungstradition, S. 50/51
  • 43
    Karl Meyer, Befreiungstradition, S. 59
  • 44
    Jean-Daniel Morerod, Aus dem Schattendasein ins Licht – eine bis anhin wenig beachtete Urkunde aus der eidgenössischen «Frühgeschichte», in Geschichtsfreund, Band 171, 2018, S. 111
  • 45
    Bruno Meyer, Die Entstehung der Eidgenossenschaft, der Stand der heutigen Anschauungen, in Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Band 2, Heft 2 (1952), S. 193
  • 46
    Ebd. S. 198
  • 47
    Werner Meyer , Burgenbuch, S. 110
  • 48
    Werner Meyer, Die Eidgenossen als Burgenbrecher, in Geschichtsfreund, Band 145 (1992), S. 88
  • 49
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 138
  • 50
    Bruno Meyer, Weisses Buch, S. 171
  • 51
    Origrinaltext in Mittelhochdeutsch siehe QW, Abt. 3, Band 1, S. 19 (449). Der mittelhochdeutsche Text wurde vom Verfasser abgeändert und in neues Deutsch mit schweizerdeutscher Färbung übertragen
  • 52
    Bruno Meyer, Das Weisse Buch von Sarnen. Wortlaut und Übersetzung des Chroniktextes. Herausgegeben vom Regierungsrat des Kantons Obwalden. Sarnen (1984), S. 35
  • 53
    Bruno Meyer, Das Weisse Buch von Sarnen. Wortlaut und Übersetzung des Chroniktextes. Herausgegeben vom Regierungsrat des Kantons Obwalden. Sarnen 1984. S. 46. Abgerufen unter: https://www.ow.ch/dl.php/de/5409b89275813/Text_und_Uebersetzung_Chronik_Weisses_Buch.PDF,
  • 54
    Felix Hemmerli, De nobilitate et rusticitate dialogus, ca. 1450, Kapitel 33, fol. CXXIX
  • 55
    Balthasar Reber, Felix Hemmerli von Zürich. Neu nach den Quellen bearbeitet, Zürich 1846, S. 253. In neues Deutsch übertragen vom Verfasser.
  • 56
    Hans Steinegger, Schwyzer Sagen, Band III, S. 137 – 141
  • 57
    Joseph Schneller, Melchior Russen, Ritters von Lucern, Eidgenössische Chronik; geschrieben im Jahre 1482, Verlag von C. A. Jenni, Sohn, Bern (1834), S.63
  • 58
    Linus Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Band. 2, Schwyz II. (1930), S. 342
  • 59
    STASZ, HA.III.35, S. 133
  • 60
    STASZ, HA.III.40, S. 42
  • 61
    Thomas Fassbind, Religionsgeschichte, p. 31 recta
  • 62
    STASZ, HA.II.1507
  • 63
    STASZ, HA.III.40, S. 72
  • 64
    STASZ, HA.III.40, S. 119
  • 65
    Thomas Fassbind, Religionsgeschichte, p. 32 verso
  • 66
    Schwyzer Geschichtskalender, 1905/40
  • 67
    Schwyzer Geschichtskalender, 1902/17
  • 68
    Josef Konrad Scheuber, Volks-Andacht, S. 5
  • 69
    Franz Joseph Leonti Meyer von Schauensee, Kirchen-Regiment, S. 219
  • 70
    Schwyzer Geschichtskalender, 1904/29
  • 71
    Schwyzer Geschichtskalender, 1911/44
  • 72
    72Franz Joseph Leonti Meyer von Schauensee, Kirchen-Regiment, S. 219
  • 73
    STASZ, HA.III.245, S. 214
  • 74
    STASZ, HA.III.90, S. 68
  • 75
    STASZ, HA.III.100, S. 245
  • 76
    Schwyzer Geschichtskalender, 1902/19
  • 77
    STASZ, HA.III.115, S. 102
  • 78
    STASZ, HA.III.120, S. 68
  • 79
    STASZ, HA.III.120, S. 214
  • 80
    STASZ, HA.III.120, S. 220
  • 81
    STASZ, HA.III.125, S. 10
  • 82
    STASZ, HA.III.125, S. 44
  • 83
    STASZ, HA.III.125, S. 116
  • 84
    Martin Wagner, Catalogus personarum ecclesiasticarum, S. 229
  • 85
    STASZ, HA.III.130, S. 33
  • 86
    STASZ, HA.III.135, S. 99
  • 87
    STASZ, HA.III.135, S. 152
  • 88
    88Martin Wagner, Catalogus personarum ecclesiasticarum, S. 229
  • 89
    Georg Bernhard Depping, Die Schweiz, S. 34
  • 90
    Bridel, Philippe Sirice: Kleine Fussreisen durch die Schweiz. Zürich : bey Orell, Gessner, Füssli und Compag., 1797-1798. Zentralbibliothek Zürich, NLE 436-NLE 437, https://doi.org/10.3931/e-rara-29927 / Public Domain Mark, Erster Teil, S. 97 – 107
  • 91
    STASZ, HA.III.145, S. 77
  • 92
    STASZ, HA.III.165, S. 76, 77 und 78
  • 93
    Martin Ulrich, Ratschlüsse, S. 112
  • 94
    Schwyzer Geschichtskalender, 1922/32
  • 95
    Schwyzer Geschichtskalender, 1913/46
  • 96
    Martin Ulrich, Ratschlüsse, S. 113
  • 97
    Schwyzer Geschichtskalender, 1913/44
  • 98
    Schwyzer Geschichtskalender, 1916/80
  • 99
    Schwyzer Geschichtskalender, 1899/3
  • 100
    Schwyzer Geschichtskalender, 1899/16
  • 101
    Hochbauamt Kanton Schwyz: Insel Schwanau – Gesamtsanierung und Neukonzeption, Druck 2012
  • 102
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 140
  • 103
    Thomas Fassbind, Religionsgeschichte, p. 31 verso bis p. 32 verso
  • 104
    STASZ, HA.II.1507
  • 105
    Ebd. S. 346, Anm. 3
  • 106
    Schwyzer Geschichtskalender, 1907/37
  • 107
    Carl Zay, Goldau, S. 299. Die Flutwelle soll etwa 30 cm kleiner gewesen, als das einstige Kapellentürmchen. Zay hat am Folgetag des Bergsturzes als Augenzeuge gesehen, wie Holzschindeln, Heu und Rasen sich am Türmchen befunden haben.
  • 108
    Schwyzer Geschichtskalender, 1919/33
  • 109
    Anton Nüscheler, Gotteshäuser, S. 89
  • 110
    Anton Nüscheler, Gotteshäuser, S. 90
  • 111
    Schwanau, Benziger, S. 16
  • 112
    Bussmann und Anselmetti, Rossbergs landslide, S. 43
  • 113
    STASZ, NA.LXX.112.4
  • 114
    Hans Steinegger, Die Insel und Burg Schwanau, in Schwyzer Kalender 2012, S. 43
  • 115
    STASZ, NA.LXX.112.2
  • 116
    STASZ, HA.III.60, S. 28 (p. 67)
  • 117
    STASZ, cod. 125: Ratsprotokolle 1786-1787: Dort heisst es, dass der Eremit Anton Marti den Kelch und übrige Praetiosa auf der kleinen Burg aufbewahren solle.
  • 118
    Thomas Fassbind, Schwyzer Geschichte: fol. 31 r (S. 79)
  • 119
    Linus Birchler, Kunstdenkmäler: S. 347. Birchler verweist auf “Ratsprotokoll Schwyz; Marty und M. Waser, Schwyz und seine Umgebung 1891, S. 46”
  • 120
    Hugo Schneider, Böse Türnli, S. 131
  • 121
    Hugo Schneider, Ausgrabungen Schwanau, S. 20
  • 122
    Carl Zay, Goldau, S. 297 und 299
  • 123
    Meinrad Inglin, Die entzauberte Insel. Ammann Verlag Zürich. Gesammelte Werke, Erzählungen, Band 1, S. 25
  • 124
    Heinz Horat, Bauen am See, S. 58
  • 125
    Jeremias Gotthelf, Erzählungen und Kalendergeschichten, Band 1, S. 621
  • 126
    Meinrad Inglin, Jugend eines Volkes, Atlantis Verlag, Zürich, 1981, S. 138 – 139
  • 127
    Goethezeitportal, http://www.goethezeitportal.de/wissen/illustrationen/johann-wolfgang-von-goethe/goethes-erste-schweizer-reise-von-1775.html. Stand 22.01.2021
  • 128
    Johann Wolfang von Goethe, Sämtliche Werke, 25. Band, S. 130
  • 129
    Die Insel Schwanau im Lowerzer See, Benziger, Einsiedeln (1884): S. 8
  • 130
    Sotheby’s, Master Paintings Evening Sale, New York, 28. Januar 2016, Lot 61. Webseite: https://www.sothebys.com/en/auctions/ecatalogue/2016/master-paintings-evening-sale-n09460/lot.61.html, Stand 30.07.2022
  • 131
    WS. William Beattie, William Henry Bartlett, Switzerland, Vol. 1, George Virtue, London (1835), S. 154